Die Sonderkurse Orientierung und Gruppenführung wurden dieses Jahr einmal anders durchgeführt. Aufgrund von Terminschwierigkeiten und auch um ein neues Konzept auszuprobieren, werden beide Kurse auf ein Wochenende gelegt und als Trainingsort der Sundhäuser See in der Nähe von Nordhausen-Sondershausen (Thüringen) gewählt.
Für die Theorie haben unsere Teacher nach Hause eingeladen, da die Dekokammer nach dem Wasserschaden noch nicht wieder einsatzbereit ist. Die Hunde Nala und Balu stressen etwas rum, wissen aber bereits nach kurzer Zeit, dass man uns nicht beißen muss, da wir eingeladen sind. Die Trockenübungen vom O-Kurs werden südlich des Senner Flugplatzes durchgeführt. Dank ausgezeichneter Vorbereitung und nachsichtiger Korrektur hat sich niemand auf die Landebahn verirrt ...
Dann ist alles bereit für das „lange Tauchwochenende“. Die Mehrheit hat sich für Campen entschieden, ein paar wenige Weicheier (u. a. ich) haben ein Zimmer gebucht. Wir sollen es nicht bereuen...
Nach ca. 3 Stunden Fahrt erreichen die Fahrzeuge am Freitag das Seeufer. Die Lage ist perfekt: Die Zelte stehen direkt am Ufer. Die Tauchbasis (mit Duschen und Cafeteria), Aldi, Bäcker und Fleischer (mit Imbiss) sind direkt gegenüber, der Marktkauf befindet sich in fußläufiger Entfernung. Wir haben im 2 km entfernten „Hotel zu Helme“ eingecheckt, sind aber rechtzeitig zum Aufbau der Zelte und Pavillons zurück. Bei diesem Boden empfehlen sich gehärtete Heringe und ein großer Hammer.
Der See ist für Orientierungsübungen ideal. Da er durch Saugbaggern entstanden ist, gibt es keine einheitliche Uferlinie. Es reiht sich Trichter an Trichter und wenn man der Uferlinie zu tief folgt, ist man schneller wieder am Einstieg, als man möchte. Und man möchte sehr viel länger tauchen: Hechte und Flussbarschschwärme dominieren das Bild, man findet jedoch noch sehr viel mehr! Die ersten Übungen betonen die Orientierung im Gelände. Wir suchen Markierungen und tauchen am Ufer entlang. Erfreulicherweise hat uns die Basis ein Wagenrad in Nähe des Einstiegs eingelassen, wir lernen das in den folgenden Übungen zu schätzen. Nach gut 5 Min. in 7 m Tiefe drehen wir um. In 5 Meter Tiefe wollen wir den Einstieg passieren und uns auch die andere Seite betrachten. Der Rückweg in dieser Tiefe führt uns jedoch durch eine Ausbuchtung des Sees, so dass wir am Einstieg bereits unsere geplante Tauchzeit erreicht haben. Die andere Seite muss warten.
Der Tag wird mit einer Schnorchelübung abgeschlossen. Klang alles ganz easy, Kompasskurs tauchen. Allerdings hatte Nala sich entschlossen, uns zu begleiten. Und ich habe noch nie mit einem Hund geschnorchelt. Ein faszinierendes Bild unter Wasser, leider lenkt es doch sehr vom Kompass ab. Da sich der Regen in den Wolken hält, wird es ein schöner Abschluss am Grill.
Samstag haben wir viel vor, wir wollen daher „early morning“ vor dem Frühstück beginnen. Gebucht ist gebucht, also frühstücke ich trotzdem im Hotel und bin pünktlich um 8 Uhr am Einstieg. Die anderen sind etwas knäsig, das Regentrommeln auf ihren Zeltdächern hat die Nachtruhe sehr verkürzt.
Heute stehen „Blauwasserübungen“ auf dem Programm. In der vorgegebenen Tiefe kann man den Grund nicht sehen und ist daher alleine auf Tiefenmesser und Kompass angewiesen. Inzwischen kennen wir auch die Sprungschicht zwischen 10 und 12 m, vor allem die Temperatur dort unten. Es heißt also Höhe halten, Kurs halten und Gruppe zusammenhalten, leider alles gleichzeitig. Man fühlt sich an die erste Fahrstunde im Auto erinnert. Nach einigen Startschwierigkeiten finden wir glücklich den Einstieg, inzwischen hat Dauerregen eingesetzt. Wir entscheiden uns, sofort einen 2. Tauchgang zu starten, um das Umkleiden im Regen zu minimieren. Irgend jemand von den Campern murmelt was von Hunger.
Nach einem ausgedehnten Brunch, alle kuscheln bei dem Regen unter den beiden Pavillions, startet der Teil „Gruppenführung“. Mario reagiert etwas genervt, als er zum wiederholten Male als Gruppenführer eingeteilt wird. Ich tue mich etwas schwer, meinen Leuten alles das nochmal zu erklären, was wir bereits in epischer Breite diskutiert haben, aber Übung ist Übung. Inzwischen sind weitere Taucher aus unserem Verein eingetroffen, so auch Conny mit ihrer Riesenkamera. Sie wuselt durch die tauchenden Gruppen und schießt „Beweisfotos“. Also üben wir nochmal, wie man die Gruppe unter Wasser neu formiert.
Der Tauchtag schließt mit besonderen Herausforderungen. Nic pirscht sich von hinten an und löst Flossenbänder, lockert einen Flaschengurt und weist mich an, keine Luft mehr zu haben. Gar nicht so einfach, die Flasche von Nico wieder zu befestigen, ohne dabei gleichzeitig aufzutauchen. Endlich sitzt das blöde Ding wieder so, wie es soll, leider klemmt mein Handschuh im Mechanismus. Also alles wieder auf und, weil es so schön war, nochmal.
Am Abend will keine rechte Stimmung aufkommen. Einige sind geschafft, anderen ist kalt und nass ist es sowieso. Leider haben wir ja kein Zelt, müssen also ins Hotel.
Am nächsten Morgen droht der See zu den Tauchern zu kommen. Die Pfützen haben sich zusammengeschlossen und bilden eine ausgedehnte Wasserfläche. Man freut sich richtig die Tauchklamotten anzuzuziehen, weil mit den Füßlingen kann man ja mitten hindurch patschen. Die Stimmung leidet.
Wir starten mit einem Wracktauchgang. Ich führe mein Gruppe zur Boje über dem Wrack und wir tauchen in die klare Tiefe. Alle Wetterbefindlichkeiten sind vergessen, wir sind die ersten, die Sicht ist super. Ich habe sogar eine Lampe und zeige, ganz der Gruppenführer, meinen Mannen das Boot. Leider bin ich so fasziniert von dem Wrack und der Lampe, dass ich einen kurzen Moment die Tarierung vernachlässige. Patsch, Bodenkontakt, Schmutzwirbel, und Axel sieht alles. Jeder ist zu irgendwas nutze, und sei es als schlechtes Beispiel.
Nico führt uns souverän zum Ufer zurück. Leider verpassen wir die Plattform, die wir treffen wollten, um wenige Meter. Da aber bereits 100 bar signalisiert werden, verzichten wir auf eine Suche und treten lieber den Rückweg an.
Beim letzten Tauchgang sollen wir einen „unerfahrenen Touristen“ begleiten. Bin ich versehentlich in einen Tauchlehrerkurs geraten? Mario strahlt, er darf den Touri spielen. Für mein Gefühl spielt er die Rolle zu gut. Beim Einstieg ins Wasser sehe ich aus den Augenwinkeln, wie Axel ihn von der Gruppe wegschickt, ich pfeife ihn in also wieder ran. Beim Abtauchen kippt uns Mario rücklings in die Tiefe, ich kriege ihn kurz vor dem Grund zu fassen. Die angedachte Formation, Gruppenführer in der Mitte, Mario links, ich rechts, geht gar nicht. Also nochmal auftauchen, Mario in die Mitte nehmen und bei Bedarf fest zugreifen. Meine ambitionierten Tauchgangsplanungen (mitten durch den Trichter) wurden glücklicherweise verworfen.
Nach endlosen 20 Minuten signalisiert Axel „Ende der Übung, Austauchen nach belieben“ und wir haben noch reichlich Luft in den Pullen. Ich bin so erleichtert, dass ich spontan die Tarierung kontrolliere, es passt jedoch alles. In der Ferne sehen wir schemenhaft 2 große Brocken (Barsche?). Sie halten uns jedoch auf Entfernung und wir bleiben auf Vermutungen angewiesen. Der Rückweg ist sehr entspannt. Es gibt tatsächlich heimische Alternativen zu den tropischen Gewässern.
Die grausame Wirklichkeit hat uns nach Erreichen des Ufers wieder. Im strömenden Regen packen wir die Zelte und Pavillions ein. Die Abschlussbesprechung verlegen wir in die Tauchbasis. Die anderen wollen noch einen Stop bei der bekannten Burgerschmiede einlegen, wir wollen nur schnell nach Hause.
Dieses Erlebnis werden wir uns garantiert noch einmal gönnen, und dann wird das Wetter besser sein (schlechter geht ja nicht mehr :-)
Thomas
Autor: Thomas Kalisch